Bernd Marquardt beschäftigt sich seit Jahren ehrenamtlich mit Archäologie. Bei Führungen teilt er sein Wissen.
Mit seinem Buch „Spuren der Vergangenheit“ hat der Förderkreis Stadtmuseum und Denkmalpflege Hammelburg offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen. Laut der Vorsitzenden Christiane Schmid sind bereits rund 550 der 600 gedruckten Exemplare verkauft. In der Tourist-Info und in der Buchhandlung Endres gebe es noch einige Ausgaben.
Zu den 16 Autoren, die insgesamt 22 vergessene oder verborgene Orte im Altlandkreis beschreiben, gehört auch der Hammelburger Bernd Marquardt. Er beschreibt die Altenburg , zu der er auch kleine Wanderungen anbietet.
Über den Bayernatlas entdeckt
Zur ersten kostenlosen Tour vom ehemaligen Kloster Altstadt in Richtung Untereschenbach kamen mehr als 30 Interessierte. „Die Altenburg ist als Bodendenkmal schon ganz lange bekannt“, berichtet Marquardt. Er sei im Bayernatlas, dem Geoportal des Freistaates, auf den so genannten Burgstall aufmerksam geworden.
Burgstall stehe für „Stelle einer Burg“ und habe nichts mit Stall zu tun. Es markiere einfach Orte, an denen nicht einmal mehr eine Ruine auf Anhieb zu erkennen sei.Allerdings zeichnen sich die Umrisse der alten Anlage im Geländerelief als Dreieck mit rund 40 Metern Kantenlänge eindeutig ab.
Bernd Marquardt (62) ist ehrenamtlicher Mitarbeiter des bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz. Zudem hat er den archäologischen Arbeitskreis „Mittleres Saaletal“ mitbegründet. „Ich bin fast jeden Tag draußen unterwegs“, erzählt der Diplom-Ingenieur.
Er sei schon immer geschichtlich interessiert gewesen. Nun erkunde er die Region nach archäologischen Überbleibseln.
Alter Postweg oberhalb des Saaletals
Die Wanderung startete auf dem alten Postweg von Gemünden nach Hammelburg . Teilnehmer berichteten, dass auf dieser Straße früher sogar berühmte Kurgäste wie der russische Zar nach Bad Kissingen gereist seien. Die Bundesstraße unterhalb dagegen wurde erst in den 1930er Jahren gebaut, weil der Truppenübungsplatz die Höhenwege abschnitt.
Frühere Befestigungen der Altenburg sollen zur Einfassung des Baches in Untereschenbach verwendet worden sein. Eher der Phantasie entsprungen dürften dagegen Zeichnungen der Burg mit Turm und Zugbrücke gewesen sein. Vor allem die Romantik prägte ein völlig falsches Bild frühmittelalterlicher Burgen.
Bernd Marquardt geht dagegen fest davon aus, dass die Altenburg eine vermutlich mit Holzpalisaden befestigte Fliehburg und nicht ständig bewohnt war. Dorthin hätten sich Mensch und Vieh aus der Umgebung bei Angriffen für wenige Tage retten können.
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Das Kloster Fulda habe den Außenposten am südlichen Ende des Herrschaftsgebietes mit Ausblick ins Thulba- und Saaletal errichten lassen. Mit Errichtung von Schloss Saaleck als großer Adelsburg sei die Altenburg im 12. oder 13. Jahrhundert aufgegeben worden. Im Jahr 1197 ist auch ein Siegfried von Altenburg erwähnt.
Teilnehmer der Wanderung berichteten, dass vor einigen Jahrzehnten auf dem Altenberg zum Teil sogar mit Baggern gegraben wurde. Laut Bernd Marquardt seien solche Grabungen zum Beispiel von Dorfschullehrern üblich gewesen, wurden aber leider nicht dokumentiert. Zudem seien aufgelassene Burgen bereits im Mittelalter als Steinbruch genutzt worden.
Main-Post vom 10.03.2023, Ralf Ruppert