Erste Beleuchtungsprobe in der Bahnhofstraße

Ausstellung des Geschichtskreises zum Museumsfest über die Geschichte der Stromerzeugung in Hammelburg

Premiere feiert die erste elektrische Straßenbeleuchtung in Hammelburg mit Bogenlampen in der Bahnhofstraße im November 1896.  Foto: Archiv Josef Kirchner Eine ganz besondere Ausstellung gibt es beim Museumsfest am Wochenende auf der Museumsinsel zu sehen. Der Hammelburger Geschichtskreis zeigt anhand historischer Fotos und Dokumente die Geschichte der Stromerzeugung in Hammelburg auf. Der Besucher bewegt sich dabei gleichsam auf historischem Territorium. Denn 1896 errichtete der Gerbermeister und Lederfabrikant Karl Jakob Happ auf der Saaleinsel die elektrische Zentrale, die eine erste elektrische Straßenbeleuchtung in Hammelburg ermöglichte.

Da die Nachfrage nach dem Lichtstrom sehr groß war und die kleine E-Zentrale auf der Saaleinsel, die auch ein Sägewerk betrieb, den Strombedarf schon bald nicht mehr decken konnte, erwarb Karl Jakob Happ 1903 die Herrenmühle, um dort ein größeres E-Werk zu errichten, das die Wasserkraft des Thulbakanals nutzte.

Ein Blick zurück: 1896 wurde die Hammelburger Stadtpfarrkirche erstmals elektrisch beleuchtet, zwei Bogenlampen erstrahlten am 23. Dezember 1896 in Chor und Kirchenschiff. Am 11. Dezember 1896 hatte für eine erste elektrische Straßenbeleuchtung in der Bahnhofstraße eine Beleuchtungsprobe stattgefunden. Die „elektrische Centrale“ auf der Saaleinsel funktionierte also. Damit gehörte Hammelburg zu den wenigen kleinen Städten Deutschlands, die schon vor der Jahrhundertwende eine elektrische Straßen- und Kirchenbeleuchtung besaßen.

Die Geschichte der Stromerzeugung in Hammelburg ist mit dem Namen der Gerbermeisterfamilie Happ eng verbunden. Sie gehörte zu jenen Handwerksmeistern, die in der napoleonischen Ära ihre Heimatstadt verließen, um sich in einer anderen Stadt niederzulassen. In Kirchenmatrikeln steht niedergeschrieben, dass im Jahr 1804 der 26-jährige in Brückenau geborene Gerbermeister Josef Happ nach Hammelburg kam, um dort Anna Maria Rössner aus der Hochgasse 19 zu heiraten. Dem jungen Gerbermeistermeister und seiner Frau wurden vier Kinder geboren, zwei Töchter und zwei Söhne. Die beiden Söhne, Josef (geb. 1804) und Carl Anton (geb. 1814), gingen bei ihrem Vater in die Lehre und erwarben den Meistertitel in der Lederherstellung. Beide blieben in Hammelburg wohnen.

Der Erstgeborene übernahm 1838 den Gerbkeller seines Vaters in der Hochgasse 19 (heute Architekturwerkstatt in der Dalbergstraße). Vom jüngeren Bruder Carl Anton Happ ist überliefert, dass er 1845 mit einem ungewöhnlichen Baugesuch an den Stadtmagistrat herantrat: er beantragte, außerhalb der Stadtmauer in Nähe des Thulbakanals neu bauen zu dürfen. Ein solches Baugesuch hatte bis dahin noch kein Bürger an die Stadt gerichtet, galt doch noch im frühen 19. Jahrhundert das Wohnen außerhalb der Stadtmauer als gefahrenvoll.

1846 erhielt der 32-jährige Gerbermeister Carl Anton Happ die Baugenehmigung für ein Wohnhaus mit Gerbkeller, Scheune und Stallungen an der Straßenkreuzung Diebach/Untererthal „vor dem Niederthor“. Damit schrieb der jüngste Sohn des 1804 zugereisten Gerbermeisters Stadtgeschichte.

Fünf Kinder erblickten im neu erbauten Haus in der Diebacher Straße 1 das Licht der Welt, vier Söhne und eine Tochter. Der zweitgeborene Sohn Karl Jakob Happ (geb. 1849) gründete 1896 die erste elektrische Zentrale auf der Saaleinsel und 1906 das E-Werk in der Herrenmühle.

Den Stadtbrand von 1854 und den Beschuss durch die preußische Armee am 10. Juli 1866 überlebte das Haus des Carl Anton Happ in der Diebacher Straße unversehrt. Das Elternhaus in der Hochgasse 19 indes wurde 1866 vollständig zerstört. Bis heute steht nur eine Restmauer. 1872 wählten die Hammelburger den Gerbermeister Carl Anton Happ zu ihrem Bürgermeister.

In seiner Amtszeit entschied der Stadtmagistrat, die alte Stadtmauer, die nur noch als Geröllhaufen darniederlag, abzutragen. Nach den Brandkatastrophen von 1854 und 1866 hatten Bürger der Stadt Steine der Stadtmauer zum Wiederaufbau ihrer Häuser verwendet. Es war kein Geld in der Stadtkasse, um eine neue Ringmauer aufzubauen. Soziale Aufgaben waren wichtiger, so die Umsetzung der Carl von Heß'schen Schenkung mit Bau eines Waisenhauses in der Spitalgasse und eines Altersheimes in der heutigen Von-Heß-Straße im Jahr 1873. Die Reststeine der Stadtmauer wurden zum Bau der Friedhofsmauer verwendet.

Carl Anton Happ starb am 6. November 1877 im Alter von 63 Jahren an einem Schlaganfall. Sein Sohn Karl Jakob Happ, der E-Werks-Gründer, übernahm das Elternhaus in der Diebacher Straße 1 (heute Saaletalstraße). Dessen jüngerer Bruder Georg Happ (geb. 1855) wurde Nacherbe des benachbarten väterlichen Hauses in der heutigen Bahnhofstraße 67. Auch dort wurde das Gerberhandwerk weitergeführt. Beide Happ-Häuser am nördlichen Stadteingang und heutigen Minikreisel repräsentieren ein Stück Stadt- und Gewerbegeschichte des 19. Jahrhunderts. Es war das historisch erste Gewerbegebiet vor der Stadtmauer, das dem Gerbermeisterhandwerk am Thulbakanal gewidmet war.

MainPost vom 05.08.2010

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